Wir erinnern mit diesem Projekt an die Grenzabriegelung durch die DDR ab 26. Mai 1952, die im Vergleich zum Berliner Mauerbau 1961 in der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt ist. Durch die Aktion wurden allein in Thüringen auf einer Länge von etwa 760 Kilometer Hunderte bestehende Verkehrsverbindungen zu Niedersachsen, Hessen und Bayern gekappt sowie unzählige Freunde, Bekannte und Verwandte voneinander getrennt – für mehr als 37 Jahre.
Zeitgleich trat zur Überwachung der Grenzregion eine Polizeiverordnung des Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in Kraft. Die Errichtung einer gestaffelten, 5 km tiefen Sperrzone wurde darin festgelegt sowie strenge Regularien für das Leben und Arbeiten im Grenzgebiet. Menschen, die außerhalb der Sperrzone lebten, mussten Passierscheine für einen Besuch oder die Arbeit beantragen. Westdeutschen war der Zutritt zu den Ortschaften des Sperrgebietes untersagt.
Zur Grenzabriegelung von 1952 gehörten auch Zwangsaussiedlungen. Sie wurden intern „Aktion Grenze“ oder „Aktion G“ genannt und sind aufgrund von Bezeichnungen des MfS in Thüringen auch unter dem menschenverachtenden Namen „Aktion Ungeziefer“ bekannt geworden. Anfang Juni 1952 wurden tausende im Grenzgebiet lebende Menschen, die die Regierung der DDR „wegen ihrer Stellung in und zur Gesellschaft“ als unzuverlässig einstufte, ins Landesinnere zwangsumgesiedelt.
Bei den Zwangssiedlungen im Jahr 1952 verloren mehr als 8.000 Menschen ihre Heimat. Allein in den Kreisen Worbis und Nordhausen waren 750 Menschen betroffen. Bis 1961 waren es insgesamt über 12.000 Menschen.
Erst die Proteste während der Friedlichen Revolution im Herbst 1989 führten am 13. November 1989 zur Aufhebung des Sperrgebietes. Auf Protestrufen und Plakaten im Eichsfeld und anderen Grenzregionen wurde dies immer wieder gefordert. Zugleich begann mit dem Jahr 1989 die Aufarbeitung der Geschichte der Zwangsaussiedlungen und anderer Repressionen des DDR-Grenzregimes.